Samstag, 8. April 2017

Rezension zu "Mord auf Entzug" von Werner Gerl

"Mord auf Entzug" - spritziger Titel, cooles Cover, sympathischer Rückbuchtext und Autor! Was könnte ich als Leser da noch zu bemängeln haben? Nun, am ehesten die mit Klischees überladenden Charaktere und zu viele Handlungsstränge für ein zu kurzes Buch. 

Aber zuerst etwas zum Autor: Werner Gerl, Baujahr '66, Lehrer, Autor, Kabarettist *und* freier Journalist - ein kleines Multitalent also. Als unter griesgrämigen leidende Abiturientin würde ich wohl vieles für eine Unterrichtsstunde mit Werner Gerl geben, denn so rein von der Person aus scheint er doch a ganz sympathischer Kerl zu sein. Genug von den Nöten einer Schülerin, zurück zu den Werken des Autors! Seit einigen Jahren spezialisierte er sich mehr und mehr auf Krimis sowie satirische Kurzkrimis, einer davon wohl "Mord auf Entzug". 
In "Mord auf Entzug" wird ein Leiter einer Entzugsklinik auf mysteriöse Weise ermordet und die witzig-spritzige Kommissarin ermittelt nun mit ihrem neuen Anhängsel (mit selten blödem Namen) Popolo auf der Spur des Mörders. 

Wie man sich vorstellen kann, tauchen in einer Entzugsklinik mehr als nur drei Personen auf. Und jede Person hat eine eigene Geschichte. Genau die wollte Herr Gerl wohl einzeln ausgestalten, um sie hinterrücks zu einem "großen Ganzen" zusammenzuknoten. Guter Ansatz, Schreibstil auch angenehm, aber leider war es mir dann doch zu viel für eine gemütliche Abendlektüre. Wahrscheinlich hätte ich es als angenehmer empfunden, hätte sich diese Geschichte auf 200 Seiten mehr entfalten dürfen. Jeder Strang hatte sein eigenes Potential, doch war leider zu schnell wieder "verschwunden". Durch das parallele Nachdenken ("Hmm, wie hängt DER nun mit DEM zusammen?") ist mir der Witz zwischen den Zeilen leider auch relativ oft verloren gegangen. 


Kann man lesen, wenn man auf einen schnelllebigen Kriminalroman mit bayrischer Kulisse steht - für jemanden, der lieber zwei ausführlich ausgebreitete Handlungsstänge vor sich liegen hat als fünf angeschnittene, ist "Mord auf Entzug" wohl eher ein Fehlgriff. 

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