Dienstag, 31. Januar 2017

Rezension zu "Jenseits des Weges" von Sonja Yoerg

"Jenseits des Weges" von Sonja Yoerg verspricht uns in erster Linie einen Roman zum Thema Selbstfindung. Dass die aber eben nicht so einfach ist wie ein Versteckspiel mit einem Elefanten, zeigt sich im in der Geschichte sowie an der Struktur im Allgemeinen. 

Liz will den John Muir Trail bezwingen, um sich von ihren Problemen und der komplizierten Beziehung zu Dante, ihrem Lebenspartner, zu distanzieren und sich selber zu finden. Wie im Buch deutlich wird, hat sie schon seit ihrer Kindheit Probleme, mit sich ins Reine zu kommen - auf der einen Seite ist sie, die mit Einsamkeit aufgewachsen ist, auf der anderen Seite steht Dante, der am liebsten sofort heiraten und Kinder mit ihr kriegen würde! Ups, vielleicht nicht ganz unwichtig: Liz hat erst vor kurzem eine Abtreibung hinter sich, die sie Dante verschwiegen hat. Umso belastender wird es für sie, als er mit ihr wandern will. Das war es aber noch lange nicht! Auf dem Trail treffen sie auf durchgeknallte Typen und denken nicht mal im Traum daran, sich fachmännische Hilfe zu holen. 

Genau das ist auch schon mein erster Kritikpunkt. Jeder normale Mensch hätte eine solche Wanderung nach Mord und Totschlag-Ereignissen abgebrochen, Dante und Liz machen natürlich weiter. Ein Waldbrand? Wen juckts! Diebstahl der Ausrüstung? Hm, gibt wohl Schlimmeres. 
Jedoch hätten dieses unrealistische Verhalten gar nicht erst keimen müssen: meiner Meinung nach wäre es besser für das Buch geworden, hätte sich die Autorin auf wenige Themen fokussiert. In einen Selbstfindungsroman gehören so viel Drama und Action nicht rein. Hätte man es auf zwei Teile gesplittet, könnte ich nun sicherlich sagen "hmm, ja, gut, dann ist ein Buch nicht so vollgepackt", auch wäre dann das zugegebenermaßen offene Ende nicht so gravierend aufgefallen wie jetzt. Viel zu schnell findet die Wanderung ein Ende und alles ist Friede-Freude-Eierkuchen. Die Guten lieben sich, die Böösen *damdamdaaam* sitzen hinter schwedischen Gardinen. Leider blieb man auch von Überraschungen größtenteils verschont. Charakterzüge wurden viel zu früh zu sehr ausgeprägt dargestellt, als dass ihre Handlungen noch für Überraschungen gesorgt hätten. 
Und...zugegeben, irgendwann ging mir auch Liz' Gewitterangst auf die Nerven. 

Grundsätzlich will ich die Geschichte nicht schlecht reden - sie ließ sich flüssig lesen, ein angenehmer Schreibstil begleitete einen durchweg. Auch die Situationswechsel zwischen den Kapiteln waren nicht zu sprunghaft. Scheinbar ist es einfach eins dieser Bücher, die man entweder mögen oder nicht mögen kann - wie Puddinghaut zum Beispiel. 

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